Test: Abandoned: The Underground City

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Wie sich für einen anständigen Blutsverwandten gehört, macht sich der Spieler zu Beginn von Abandoned: The Underground City [App Store] auf die Suche nach seinem verschollenen Zwillingsbruder. Dieser hatte in einer tibetanischen Berglandschaft nach einem Volksstamm geforscht und war wohl so erfolgreich, dass er gar nicht mehr nach Hause wollte. Nichts desto trotz braucht das Gewissen Klarheit und so macht man sich im Abenteuer von Igor Krutov (@krutovig) und Colibri Games (@ColibriGames) auf, den Zwilling zu finden und am Ende vielleicht noch ein spannendes Abenteuer zu erleben.

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Die Chancen auf ein spannendes Abenteuer stehen gut, wenn man durch eine Tür auf einer Wiese eine fremde Welt betritt. Was den Spieler dahinter erwartet ist ein Adventure im Escape the Room Stil, wie sie in den letzten Jahren immer populärer werden. Spielerisch ist der Titel durchaus vergleichbar mit A Puzzle in Disguise, A Short Tale, oder Rusty Lake Hotel und teilt mit diesen Spielen auch die größte Schwäche: eine menschenleere öde Spielwelt in der es keine Gesprächspartner gibt, sondern nur Rätsel über Rätsel.

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Dafür punktet Abandoned: The Underground City mit dichter Atmosphäre, die vor allem der stimmungsvollen musikalischen Untermalung geschuldet ist. Die handgezeichnete Grafik ist sauber und frei von jeglichem Dekor was einerseits nicht von den sehr klaren Rätseln – bei denen jeder Stolperstein sich durch exakt ein zu findendes Hilfsmittel lösen lässt – ablenkt, auf der anderen Seite aber auch unfertig wirkt. Tatsächlich ist der vergleichsweise kurze Titel auch nur ein Auftakt zu einer Serie. Wann die anderen Teile kommen, steht in den Sternen. Der zweite ist in Arbeit.

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Die klare Rästelführung und die schräge Atmosphäre, die über weite Teile an das unsägliche Oquonie erinnert, sind die großen Stärken des grundsätzlich empfehlenswerten Abenteuers. Allerdings bleibt nach dem viel zu abrupten Ende – wie auch am Schluss des ebenfalls episodischen The Silent Age – ein fader Beigeschmack. Im direkten Vergleich mit diesem Abenteuer zeigt sich allerdings auch, wie hoch die Messlatte bei dieser Art von Adventure liegt und dass ein ambitionierte Einzelentwickler lediglich die Standards, aber wohl die die Erwartungen erfüllen kann.

Rating: ★★★☆☆