Test: Rusty Lake: Roots (Video)

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Wer sich vom verstörenden Besuch im Rusty Lake Hotel erholt hat, darf sich auf neues Futter der niederländischen Entwickler freuen. Rusty Lake (@rustylakecom) legen mit Rusty Lake: Roots [App Store] nach und entlassen ihr bislang umfangreichstes Knobel-Abenteuer in den App Store. Dabei hält man spielerisch und atmosphärisch grundsätzlich an Bewährten fest, experimentiert jedoch mit der Form. Die epische sich über Jahrzehnte spannende Geschichte wird in mehr als 30 kleinen Abschnitten serviert, die den Titel zum perfekten Knobel-Pausenfüller machen.

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Die Geschichte beginnt im Frühling des Jahres 1860. Nach dem mysteriösen Tod seines Onkels tritt James Vanderboom sein Erbe an. Er packt seine Habseligkeiten und zieht in das ihm hinterlassene Haus am Rusty Lake. Wichtiger Teil der Erbschaft ist ein Samenkorn, das er mit Spielers Hilfe im Tutorial einpflanzt und das die namensgebenden Wurzeln schlägt: Im Garten des Anwesens wächst über die Jahre ein Stammbaum, dessen Gabelungen die Wendungen in James‘ Leben spiegeln, der sich verliebt und Kinder zeugt, die ebenfalls am Stammsitz aufwachsen.

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Durch Tippgesten wandern in Szenen aus den Leben der Vanderboom-Familie herumliegende und teils versteckte Gegenstände in ein Inventar, die später zum Rätsellösen eingesetzt werden. Darüber hinaus sieht man sich mit Kombinations-Puzzeln und Logikrätseln konfrontiert. Die naiv anmutenden hingezeichneten Kulissen und Figuren sind die Bühne für unheilvolle Szenen, in denen Leichen aus Standuhren fallen, Plazentas an Hunde verfüttert werden und Tierfiguren den Spieler durch matte Scheiben beäugen, während der Spieler Organe von James’ Angehörigen sammelt, um diese in Formaldehyd-Gläsern zu lagern.

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Die jeweiligen Episoden sind nur wenige Minuten lang, aber fast jede mindestens am Rande verstörend. Interessant ist, wie der Spieler Zusammenhänge und so schließlich die Handlung konstruiert, wenngleich der Titel fast vollständig ohne Worte auskommt. Fast voyeuristisch klettert man den Vanderboom-Stammbaum empor und kann – wenn man in einem Rätsel-Szenario nicht weiter weiß – einen anderen Ast erklimmen. Rusty Lake: Roots ist der bisher beste Teil der Reihe, der vor allem durch die schroffe Phantastik eines jungen David Lynch kontinuierlich verstört und fasziniert.

Rating: ★★★★½ 

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https://youtu.be/DEO-jeRtH2Q