Test: White Night (Video)


Mit White Night [App Store] entführen Osome Studios (@OSomeStudio) und Publisher Playdigious (@playdigious) in das Boston des Jahres 1938. Der Börsencrash liegt liegt über dem Land und alle sind schlecht drauf, inclusive des Hauptdarstellers. Der von Einem löchrigen Gedächtnis und Kopfschmerzen Geplagte fährt in Trenchcoat und Hut mit breiter Krempe in seinem Straßenkreuzer durch die verregnete Nacht, als ihm plötzlich eine Frau vor das Auto läuft und er die Karre reflexartig mit Hilfe eines Baumes zum Halten bringt. Doch der Unfall ist erst der Anfang seines Alptraums.


Der Spieler dirigiert den Mantelträger mit Tippgesten durch die Düsternis. Der Name von White Night ist irreführend, denn selten hat ein iOS-Titel Schwärze so verschwenderisch eingesetzt. Man hat den Eindruck, das Abenteuer spiele in der Welt von Frank Millers Sin City, so karg sind die Inseln des Lichts. Zum markanten visuellen Stil kommt die Erzählhaltung, atmosphärisch eine Verneigung vor Rockstars L.A. Noire, mit einem hervorragenden reibeisenstimmigen Sprecher, der trocken die Gedankenwelt des Helden vermittelt.


Ein scheinbar verlassenes Landhaus am Wegesrand soll Unterschlupf für die Nacht bieten, birgt allerdings allerlei Schauderliches. Durchs dunkle tappend durchwühlt man Schranke und Schubladen, um mit gefundenen Schlüsseln weitere Räume zu eröffnen. Herumliegende Zeitungen und Tagebucheinträge enthüllen sukzessive die Umstände und Hintergründe. Dabei ist die automatische Wegfindung des Helden nicht immer optimal. Die Hauptrolle spielt allerdings die Dunkelheit, die es kontinuierlich mit angerissenen Streichhölzern oder entzündeten Kaminfeuern kürzer oder länger zu Erhellen gilt.


Die Dunkelheit ist nicht nur Ort von Geheimnisvollen, sondern auch von Unheilvollem. Hier lauern Geister, die den Hutmann unerwartet töten. Der Frust darüber hält sich in Grenzen, denn den Spielfortschritt kann man jederzeit durch ein Nickerchen in herumstehenden Sesseln speichern. Allerdings stellt sich der Titel mit seiner Schwärze und wechselnden Perspektiven selbst Beine, denn orientierungslose Irrläufe in der Dunkelheit nerven. Dennoch bietet White Night spannenden und atmosphärischen Survival-Horror der Alone-in-the-Dark-Schule im Stile von Forgotten Memories und Lost Within, mit kleinen Schnitzern in der Ausführung.

Rating: ★★★½☆ 

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https://www.youtube.com/watch?v=oiHj_OFvcYs