Test: That Dragon, Cancer (Video)

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Das Anfang des Jahres auf Steam erschienene That Dragon, Cancer [App Store] sorgte aufgrund seiner rührenden autobiografischen Geschichte für Aufsehen. Hinter dem Entwickler Numinous Games stecken Ryan Green (@ryangreen8) und seine Frau Amy, die Entwickler anheuerten, um in Videospiel-Form von ihrem Sohn Joel zu erzählen. Diesem wurde ein Jahr nach seiner Geburt eine tödlich verlaufende Krebserkrankung diagnostiziert, der er vier Jahre später erlag.

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Der Spieler erlebt Szenen aus dem Leben der Green-Familie mit, die in Polygon-Grafik nachgestellt sind. Man begleitet die Familie bei diversen Aktivitäten, füttert Enten am Teich, verbringt Zeit auf dem Spielplatz und in der Chemotherapie. Im Hintergrund ablaufende Dialoge zwischen Vater, Mutter und Geschwistern sorgen für eine authentische Atmosphäre – wenngleich der Eintritt in diese Intimität gewöhnungsbedürftig ist. Der Spieler ist ungebührlich nah an einem zu privaten Geschehen. Der junge krebskranke Protagonist Joel ist eine tatsächlich gesichtslose Polygon-Figur, was verstärkend entrückt und unheimlich wirkt.

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Wischen auf dem Display verändert den Blick; Tippgesten auf selten klar erkennbare und viel zu klein geratene Symbole lösen bestimmte Aktionen aus. So schwebt der Betrachter als Geist durch die Spielwelt, spielt mit Joel und verrichtet alltägliche Elternaufgaben. Vereinzelt schlüpft er auch in Figuren. Man taucht ein in den Alltag mit einem krebskranken Kind und spürt die grausige Routine angesichts des Unvermeidbaren – wohnt aber auch auch schönen und absurden Szenen bei, wenn Träume und Fantastisches einziehen.

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Neben diesen interaktiven Abschnitten wird die Handlung in Zwischenszenen vorangetrieben, die von dicken schwarzen Balken eingefasst sind, die stets einen Teil der nicht abschaltbaren Untertitel überdecken. So mutet die Umsetzung, die stattliche 3,76 GB Speicher reklamiert, immer wieder lieblos an. Und auch spielerisch wird ob der Linearität kaum etwas geboten – That Dragon, Cancer ist sehr persönliches, trauriges Spielbuch; eine Geschichte mit kleinen interaktiven Spielereien, die nach knapp zwei Stunden bestenfalls bedrückt zurücklasst; wahrscheinlicher aber irritiert, denn das multiperspektivische Erzählen wirkt der Empathie entgegen.

Rating: ★★½☆☆ 

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https://youtu.be/b88gwnCRprY