Aufgrund des eigenwillig naiven Grafik-Stils und der schrägen Handlung genießt das Point-and-Click-Adventure Edna bricht aus Kult-Status. Dem 2008 von Jan Müller-Michaelis für PCs entwickelten Titel merkt man die Verehrung für Genre-Klassiker an: Das Kombinieren von Gegenständen und lange Dialoge mit Figuren der Spielwelt sind die Kernbestandteile des Spiels. Im Zentrum der Handlung des von Daedalic Entertainment (@daedalic) für das iPad umgesetzten Titels steht das Mädchen Edna, das mit Hilfe ihres sprechenden Stoffhasen Harvey herausfinden muss, warum Sie in einer Irrenanstalt eingesperrt ist.
Zum Lösen der Rätsel sind weniger Logik oder Fantasie als vielmehr viel Zeit und Ausdauer von Nöten. Wenn Edna aus ihrer Zelle entkommen möchte, müssen schon mal knapp zwanzig Polster an der Wand zerschnitten werden. Wenn die Kombination zweier Gegenstände beim ersten Anlauf nicht von Erfolg gekrönt ist, hilft bisweilen ein zweiter Versuch. Es bedarf einer großen Affinität zur handgezeichneten Ästhetik und dem wortreichen Voice-Acting sowie großem Interesse an der Handlung, um länger am Ball zu bleiben.
Die technische Umsetzung lässt an manchen Stellen zu Wünschen übrig. Bei der Auswahl der Dialoge ist Fingerspitzengefühl gefordert, um nicht versehentlich eine ungewollte Antwort zu geben. Für die Einblendung der Gegenstände, die Interaktion erlauben, wurde eigenes Bedienelement eingeführt, anstatt die Anzeige über eine Geste zu aktivieren. Wohl die zahlreichen Sprachausgaben fordern immensen Platzbedarf, der Titels belegt 1,6 Gigabyte auf dem iPad, allerdings ohne die Möglichkeit, Spielstände in der iCloud zu sichern. Edna wurde umgesetzt und nicht mit den Möglichkeiten und Besonderheiten des iPads im Hinterkopf neu erdacht. Schade.
Der naive Charme des Originals ist dem Titel erhalten geblieben, angesichts der Adventure-Konkurrenz schwindet jedoch das Gewicht dieses Arguments. Umsetzungen der Broken-Sword-Serie oder Yesterday sind durchdachter und spielbarer. Diese Kritik wird Fans der Edna-Serie nicht von Kauf abhalten. Der App Store ist voller begeisterter Kommentare, die bereits Umsetzungen der Folgetitel fordern, wohl auch da das Angebot auf dem deutschsprachige Adventure-Markt sehr überschaubar ist. Wer nicht auf deutsche Sprache angewiesen ist, findet eine Vielzahl interessanterer Adventure-Alternativen im App Store.
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