Grim Fandango [App Store], das ursprünglich im Jahr 1998 erschien, ist eine tragische Geschichte. LucasArts wollte seinen Adventures damals mit Hilfe einer neuen Engine den Weg in die Tiefe des Raumes öffnen. Tim Schäfer & Co. hatten vor, schräge interaktive Geschichten in neuer Dimension zu erzählen. Aufgrund ungewöhnlicher wie unzugänglicher Steuerung geriet die Abkehr vom Point-and-Click-Prinzip trotz origineller Handlung allerdings zum kommerziellen Flop. Nun haben Double Fine (@doublefine) den Klassiker für das iPad abgestaubt.
Der Tod ist erst der Anfang. Vor den meisten Verstorbenen liegt eine lange und beschwerliche Reise, bis sie den ewigen Frieden finden. Der skelettierte Manny Calavera versucht frisch Verschiedenen möglichst attraktive Überfahrten über den Hades zu verkaufen. Bald entpuppt sich die Agentur, für die Manny tätig ist, jedoch als korrupter Haufen. Zu Mannys gekränkten Ehrgefühlen kommt tragische Liebe und ein gehöriger Schuss mexikanische Totenfolklore – Grim Fandango ist phantasievoll, stilsicher und schräg. Heute wie vor knapp 20 Jahren spielenswert.
Den Remastered-Zusatz hat man sich durch zuschaltbare Kommentare der Entwickler verdient. Auch die Polygone wurden aufpoliert, allerdings sieht man dem Titel in den gerenderten Zwischensequenzen sein Alter dennoch an. Die Portierung der Steuerung auf Touch-Gegebenheiten ist tadellos gelungen, ein Labsal eingedenk der Originalsteuerung, bei der Manny schrittweise gedreht und bewegt wurde. Das eigentliche Spiel haben Double Fine unangetastet gelassen. Ein kapitaler Stolperstein, denn Adventures haben sich seit 1998 dem Spieler zuwandt.
Archaisch-ärgerlich das Fehlen eines Hot-Buttons, der Interaktionsmöglichkeiten offenbart. Wer beim Überfahren des Bildschirms eine Kleinigkeit übersieht, verzweifelt. Auch sind einige der Rätsel derart schräg, dass sie nur durch Probieren zu lösen sind. Hier hätte es nicht geschadet, ein Tipps-System zu integrieren, um Spielern das Blättern in der Lösung zu ersparen. Auch iCloud wäre angesichts des Speicherhungers schön gewesen. Dennoch bezirzt Grim Fandango auch nach knapp zwei Jahrzehnten durch seine Eigenwilligkeit. Ein Lehnstuhltitel, der bei einer guten Zigarre und Einem Gläschen Cognac genossen gehört.
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https://youtu.be/Sh0-8D95f_k