Wenn es sich Kevin Bradford (@kbradford) und Luke Lisi (@lisidesign) zum Ziel gesetzt haben, das mysteriöseste iOS-Spiel zu entwicklen, können sie sich auf die Schultern klopfen. Mit The Guides [App Store] haben sie ihr Ziel erreicht: Ein unzugänglicher, schwerer und den Spieler fortwährend für seinen Einsatz mit euphorischen Schauern belohnender Titel, der sich schwer fassen lässt – wohl auch weil er sich nicht fassen lassen will. Der Versuch einer Annäherung an ein Spiel, das zwischen Knobelei und Spionagegeschichte oszilliert und kreatives Problemlösen vom Spieler fordert.
Für wen in den 1980ern YPS und Micky Maus über Jahre zur wöchentlichen Lektüre gehörten, der entwickelte sich durch Gimmicks und Bastelbögen zwangsläufig zum Experten in Spionagefragen. Hier lernte man Morsezeichen und Codierungen kennen, die einen in der Lage versetzen, innerhalb der Peergroup und an den Eltern vorbei ungestört zu kommunizieren. Verabredungen wie “Jedes ‘A’ ist ein ‘D’ und jedes ‘B’ ist ein ‘E’, okay?” befähigten zu vermeintlich unentschlüsselbare Botschaften nichtigen Inhaltes – aber evozierten in Gefühl der mysteriösen Autarkie, selbst wenn die Geschlechtsreife noch in weiter Ferne stand.
Mit Anlauf und einem gezielten Tritt bolzt The Guides den Spieler zurück in diese Zeit. Jeder Bildschirm ein Puzzle, das erst nach der Eingabe des Lösungswortes den Weg zum nächsten Rätsel frei macht. Morsen, Buchtabenverschiebungen enträtseln, Binärcode knacken – Kopfnuss reiht sich an Kopfnuss. Mittels knallharter Analyse Muster erkennen und logisch schlussfolgern, Schaltflächen in den der korrekten Reihenfolge betätigen, Muster verschieben und immer wieder um die Ecke denken. Auf Zettel und Stift kann man verzichten, denn die Decoder sind an Bord – nur die Codes muss des Spieler eben finden.
Doch man übertreibt es mit der Verschrobenheit und verzichtet auf die Beantwortung der Frage, warum man sich überhaupt mit dem Knacken der Rätsel auseinandersetzen soll. Statt dessen sorgt eine separat erhältliche App The Guides Compendium [App Store] für das narrative Futter. Ohne diese fällt es leicht, den Titel fallen zu lassen, wenn man sich ob der Schwierigkeit der Puzzles ein ums andere Mal vor den Kopf gestoßen fühlt. Dennoch ist der wohlige Schauer und der schwer zu unterdrückende Jubelschrei, wenn man wieder ein Rätsel ohne Hilfestellung gelöst hat, konsequente Belohung. Wer festhängt, schaut in die von Spoilern freie Lösung auf YALOH.
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https://www.youtube.com/watch?v=uPIgTRIq9KU