Die alte Schule… Unvergessen ist ihren Angehörigen, wie man in Maniac Mansion einen Hamster in die Mikrowelle steckte und das Benzin für die Kettensäge suchte oder in Zak McKracken and the Alien Mindbenders über den Mars stromerte. In Abgrenzung zu den Sierra-Adventures, bei denen man den Spielfiguren schriftlich Anweisungen erteile, setzen diese LucasArts-Adventures auf ein evidentes Vokabular, mit dem man den Protagonisten per Klick Anweisungen erteilte. Mit Day of the Tentacle Remastered [App Store] hauchen Double Fine (@doublefine) einem Adventure-Klassiker neues Leben ein.
In dem ursprünglich 1993 erschienen Titel schicken sich der Nachwuchs-Wissenschaftler Bernard, Heavy-Metal-Roadie Hoagie und Medizinstudentin Laverne an, die Welt zu retten. Es gilt zu verhindern, dass Purpur-Tentakel die Weltherrschaft an sich reißt, indem man die Truppe auf einer Reise durch die Zeit begleitet, um Weichenstellungen vorzunehmen. Wie alle LucasArts-Titel lebt auch Day of the Tentacle von der schrägen Geschichte und dem Wortwitz, der sich selbst in auf deutsch lokalisierten Sprachausgaben zeigt.
Auf ihrer Reise begegnet die Truppe den amerikanischen Gründervätern und vor allem wer Grundkenntnisse der amerikanischen Geschichte und Popkultur besitzt, dem erschließt sich die volle humoristische Dimension des Titels. Viele der Rätseln spielen dabei mit der Zeit, wenn Hamster in der Gegenwart eingefroren werden, um sie in der Zukunft auf der Tiefkühltruhe zu holen; oder man zu spät abgeschickte Briefe kurzerhand in der Vergangenheit eine versenden lässt, damit diese rechtzeitig ankommen.
Wie in den mittlerweile aus dem App Store verschwundenen Monkey-Island-Neuauflagen können Spieler mit einer Geste zwischen der Originalgrafik und einer auf den Stand der Zeit gebrachten Anmutung wechseln. Darüber hinaus bietet das Remake Entwickler-Kommentaren, die das Rätseln mit Anekdoten versüßen. Puristen können von der komplett deutschen Synchronisation Anstand nehmen und den Titel mit den englischen Sprachausgaben und Untertiteln spielen. Alternativ zu den auswählbaren Aktivitäts-Verben bietet die Neuauflage eine zeitgenössische intelligente Schaltfläche.
Day of the Tentacle ist ein vor schrägem Witz sprühendes Spielbuch – Maniac Mansion inklusive. Allerdings bringt viel Licht auch viel Schatten mit sich. Bei allen technischen Finessen reklamiert der Titel frech mehr als 3 GB Speicherplatz – ohne dabei Cloud-Spielstände zu bieten. Auch ist der Titel – wie Grim Fandango – ein Kind seiner Zeit – die teils völlig unlogischen Rätsel stoßen immer wieder vor den Kopf; auch ist nicht immer klar, wie die Räume aneinander anschließen, sodass Day of the Tentacle leider nicht nur Adventure sondern auch Geduldsspiel ist.
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