Test: Morphite (Video)


Morphite [App Store] gehört fraglos zu den am sehnlichsten erwarteten iOS-Titeln des Jahres. Publisher Crescent Moon Games (@cm_games) und We’re Five Games (@werefivegames) haben Spielern über Monate den Mund mit Screenshots und Videos den Mund wässerig gemacht. Nun ist der Titel endlich für iOS und tvOS – und zudem zeitgleich für PS4, Xbox One und Steam – erschienen. Die Version für das Nintendo Switch ist in der Mache – das bislang ambitionierteste Projekt des Publishers.


Der Spieler schlüpft in die Rolle der jungen Abenteuerin Myrah, die davon träumt, das sagenhafte Morphite zu entdecken. Morphite ist eine – wenn nicht die – seltenste Substanz im Kosmos. So bricht die junge Dame aus der Obhut ihres Mentors Mr. Mason von einer Raumstation aus auf, um sich ihren Traum zu erfüllen; begleitet wird sie von ihrem robotischen und schlau daher redenden Roboter Kitcat, später folgen ein weiterer tierischer Begleiter. Der Spieler bewegt Myrah mit dem linken Daumen durch die polygonalen Pastell–3D-Welten, der rechte Daumen dient dem Umsehen, Springen und Abfeuern der (anfangs noch) mickrigen aber zweckdienlichen Plasma-Pistole.


Morphite lässt dem Spieler Raum. Zielstrebige können sich an den Missionen der Haupthandlung abarbeiten und von Planet zu Planet fliegen. Hier muss Myra Generatoren in Gang setzen, durch Strukturen hopsen und garstigen Bossen in etwas zu einfachen Kämpfen zeigen, wer Koch und wer Kellner ist. Alldieweil wird die Heldin dafür mit besserer Ausrüstung und Waffen belohnt, die ihr ein Weiterkommen an Stellen ermöglichen, die ihr zuvor verschlossen waren. So setzt sie Raketenwerfe, Wurfhaken und Portale ein, um sich vorzuarbeiten. All das erinnert ein wenig an die Titel der Metroid-Serie.


Darüber hinaus steht es dem Spieler frei, Planeten und Raumstationen zu erkunden. Eine Verneigung vor No Man’s Sky. Mit einem Scanner analysiert sie Flora und Fauna, sammelt in teils versteckten Schatzkisten Geld und Artefakte. Diese wiederum kann sie einsetzen, um ihren Raumanzug zu verbessern, ihre Waffen hochzuzüchten und dem Raumschiff ein Tuning zu verpassen. Mit solcherlei Verbesserungen ist auch das Fortkommen in der Haupthandlung leichter, sodass das die frei wählbaren Erkundungsmissionen durchaus langfristig Vorteile mit sich bringen. Zudem ist es eine Freude, die liebevoll gestalteten und teils per Zufall generierten Polygon-Landschaften zu erkunden.


Wem das nicht reicht, der kann sich die Zeit in optionalen Mini-Missionen vertreiben, um sich als Kammerjäger auf Raumstationen etwas dazu zu verdienen oder sein Geschick in Weltraumgefechten unter Beweis zu stellen. Fehlen bestimmte Ressourcen zum Upgrade, kann man Handel mit anderen intergalaktischen Reisenden betreiben. Morphite ist groß und weit und stets wundervoll anzusehen, wenn man in den fantasievollen Einsätzen Weltraum-Kühen, wandernden Bäumen oder riesigen Tintenfischen über den Weg läuft. Solches ist auf iOS ohne Gleichen.


Abzüge in der B-Note gibt es für das Auto-Save-System, dass den Spieler häufig nach dem Ableben an weit zurückliegende Rücksetzpunkte verschlägt und die Steuerung, die vor allem in ausgedehnten Hüpf-Passagen zu Weißglut treibt. Für Linderung sorgt der Einsatz eines Bluetooth-Controllers – mit einem GameVice macht die Erkundung deutlich mehr Spaß. Auch wirken – trotz der liebevollen Ausgestaltung – viele der Welten öde und leer. Die sporadischen Bewohner und Gegner zeichnen sich weitgehend durch eine Abwesenheit künstlicher Intelligenz aus. Schließlich ist – wie in Leidensgenosse forma.8 Go – die Karte weitgehend unbrauchbar. Häufig verfranzt man sich – ohne zu wissen, wie es weiter gehen soll.


Viele dieser Defizite macht Morphite durch die für einen Erkundungs-Ego-Shooter erstaunlich interessante Handlung und die atmosphärischen Sprachausgaben wieder wett. Fast uneingeschränkt empfehlenswert, wird Morphite schließlich durch die großen Ambitionen zurückgehalten. Ein weiteres halbes Jahr Entwicklungszeit und Feinschliff hätten dem Titel gut getan. Doch bei den vielen Verbesserungsmöglichkeiten bleibt zu hoffen, dass nicht nur Reparaturen, sondern auch Erweiterungen erfolgen. Dann schließlich, dürfte Morphite dem noch ungeschlagenen Crescent-Moon-Favoriten Ravensword Shadowlands den Rang ablaufen.

Rating: ★★★★½ 

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https://youtu.be/6fx4N_RBR18