Test: The Talos Principle (Video)


Gregorianische Gesänge und zerfallene Wandbilder führen in The Talos Principle [App Store] von Croteam (@croteam) ein und schließlich in eine weitläufige Parkanlage, die bessere Tage gesehen hat. Die in Trümmern liegenden Säulen und Mauern deuten auf die Antike hin. Und während man noch darüber rätselt, was es mit diesem Ort auf sich hat, tönt eine Stimme aus dem Nichts und macht Ansagen. Wir befinden uns im Garten von Elohim – im Tanach die Bezeichnung für Gott – der uns erschaffen hat. Das ist wohl wörtlich gemeint, denn der Spieler steuert einen auf Hochglanz polierten Androiden.


Geht es nach Elohim, dann ist es das oberste Ziel ihn aufzusuchen, um so die eigene Würdigkeit zu beweisen. Was immer es damit auf sich hat. Allerdings ist das leichter gefordert als umgesetzt, denn der verfallene Garten ist mittlerweile nicht mehr sonderlich besucherfreundlich. Im Gegenteil hat sich die Anlage in einen verworrenen Hindernisparcours verkehrt. Zudem patrouillieren robotische Wächter die grünen Gänge und Selbstschussanlagen von tödlicher Wachsamkeit warten darauf, den Spieler in Elektroschrott zu verwandeln.


Man kann den Androiden aus der Ego- oder der Außensicht steuern und diesen mit Tippgesten durch die Welt lotsen. Der Park ist so angelegt, dass der Spieler die Wahl hat, welchen Teil er erkunden möchte. In jedem Teil gilt es Siegel zu finden und diese einzusammeln. Sind alle beisammen, muss man die an Tetris-Klötzchen erinnernden Objekte korrekt anordnen, damit sich weitere Areale und Werkzeuge eröffnen. Um die Hindernisse zu umgehen und Widersacher auszuschalten, gilt es Objekte wie Störsender, Reflektoren oder Kisten an den richtigen Stellen zu positionieren.


Parallel zur Rätselei etablieren die Entwickler eine philosophisch angehauchte Handlung. In der Spielwelt tauchen Hinweise auf, dass man nicht der Erste ist, der sich am Durchqueren der verlassenen Ruinen versucht. Zudem bieten Computerterminals Zugriff auf Fragmente der Geschichte, allerdings voller Leerstellen, denn im Laufe der Jahrhunderte hat die digitale Demenz eingesetzt und zahlreiche Daten fehlen. Schließlich häufen sich dann die Hinweise, dass die Spielwelt keinesfalls das verlassene Idyll ist, als das es erscheint.


Technisch haben sich Croteam redlich Mühe gegeben, den ursprünglich im Jahr 2014 auf Steam erschienenen Titel auf das iPad anzupassen. Ein Doppeltipp lässt den robotischen Protagonisten sprinten; legt man zwei Finger auf den Bildschirm und bewegt diese umher, lässt man den Androiden über den Boden schweben. Ein Umherwischen mit einem Finger sorgt für eine Drehung. Eine Interakation mit Objekten stößt man mit einem einfachen Tipp an. Alternativ machen die Entwickler das Angebot eines virtuellen Joysticks. Mit einem physischen Mfi-Controller ist der Titel ebenfalls spielbar.


Ein ausgeprägtes räumliches Vorstellungsvermögen ist angesichts der sich stark ähnelnden Spielstufen sehr von Vorteil, will man sich nicht verfranzen. Zudem hilft ein gutes Verständnis für Räume auch beim Lösen der Schiebe- und Stellungsrätsel, die erst durch die dritte Dimension ihre Knackigkeit bekommen und die man aus der Draufsicht in einem Bruchteil der Zeit löste. Wer The Talos Principle über einen längeren Zeitraum in kleinen Happen angeht, findet in der malerischen Spielwelt viele wohlbekömmlich Rätselsnacks mit extra vielen Kopfnüssen.

Rating: ★★★★½ 

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https://www.youtube.com/watch?v=j-n-y05X4Pk