Wenn der Wind sich dreht, heißt es die Beine in die Hand zu nehmen. Als ein bärtiger Schreihals die Stadt in Brand steckt und seinen Untergebenen befiehlt die Bewohner zu terrorisieren, muss dann auch der junge Held von Teslagrad [App Store] die Flucht nach vorne antreten und Vater und Mutter zurückzulassen, um die eigene Haut zu retten. Der Titel beginnt als ein schlichter Plattformer im Stil von Limbo, bei dem man um sein Leben läuft. Allerdings hat die von Playdigious (@playdigious) umgesetzte Version des Titels der Norweger Rain Games (@rain_games) bald viel mehr zu bieten.
Eine der größten Schwächen des Titels tritt gleich zu Beginn auf: der virtuelle Steuerungs-Stick ist träge, was bei präzisen Sprüngen nervt. Die im Spielverlauf folgenden Steuerungselemente gießen noch Öl ins Feuer, sodass man am besten gleich zu einem Mfi-Controller greifen – oder besser noch – den Titel mit einem solchen auf einem Apple TV spielen sollte. Des Knaben Flucht endet in einer Burgruine, deren Elektrifizierung weitaus bessere Tage gesehen hat: offene Stromleitungen und magnetische Felder aller Orten; die Grundlage für zahlreiche Physik-Puzzles.
Die verflucht labyrinthisch-verwinkelte Festung ist die Heimat allerlei elektrischer Lebewesen. Und bald wird der kleine Held einer von ihnen, denn mit Hilfe eines High-Tech-Handschuhs kann er Gegenstände elektrisch laden und magnetisieren. So eröffnen sich die Knaben Möglichkeiten, zuvor versperrte Areale des Gemäuers zu betreten, wenn sich Schalter Kraft Magnetismus öffnen oder Plattformen durch geschickten Einsatz von Plus und Minus in Trampoline verwandeln. Wer „Metroid“ hört, hört richtig; leider ist damit auch eine Menge Lauferei verbunden.
Das in stimmiger Cartoon-Optik gestaltete Abenteuer versucht die Handlung wortlos zu erzählen. Leider bleiben dabei auch Erklärungen auf der Strecke, was der Knabe denn mit neuen Ausrüstungsgegenständen anfangen können kann oder soll. Zwar versucht sich der Titel stets darin, die Komplexität der Rätsel – die man mit den Gadgets lösen soll – zu steigern, aber nicht immer gelingt dies. In der Folge läuft man orientierungslos durch die Mauern und sucht nach einer Möglichkeit des Fortkommens, engere Führung hätte nicht geschadet.
Neben der Steuerung hätte auch die Gestaltung der Bedienoberfläche etwas mehr Aufmerksamkeit vertragen können, denn man merkt Teslagrad durchgängig an, dass es sich um die Umsetzung eines Steam-Titels handelt. Als Plattformer aufgrund der angesprochenen Steuerung und der Gestaltung der Spielstufen eher mäßig, sind es schließlich die Knobel-Passagen, die Teslagrad retten. Wann immer man es schafft, mit eigener Geisteskraft und der richtigen Methode eine versperrte Passage zu öffnen, überströmt einen ein Gefühl der Genialität – die eigentlich den Entwicklern zuzuschreiben ist.
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