Der Jahresstart im App Store ist traditionell eine öde Angelegenheit. Die Entwickler und Publisher verschießen ihr Pulver im Dezember, in der Hoffnung ein Stück vom Lebkuchen zu erhaschen. Nur Wenige nutzen die Stille nach dem Schuss, um ihre Titel im Januar zu veröffentlichen. Als da wären… Alien Blackout [App Store], und Beat Cop [App Store], die beide aus Gründen der Exklusivität an anderer Stelle erst später im Stromstock vorgestellt werden. Doch auch ohne Reviews bieten beide Titel Stoff für Geschichten. Traurige Geschichten zum status quo des Mobile Gaming.
D3 Go!s (@d3gogames) Ankündigung von Alien Blackout, besser die Veröffentlichung des Trailers, warf ein Schlaglicht auf einen im Kern kindischen Konflikt, der die Entwicklung von Mobile Gaming behindert: Spieler, die Mobile Gaming im Allgemeinen (gelinde gesagt) ‘skeptisch’ gegenüber stehen, ereiferten sich in den Kommentaren auf YouTube darüber, dass ihre Zielgruppe nicht als erste mit dem Alien-Franchise bedient würde. Wie es sein könne, dass ein populärer Franchise zunächst auf Mobile veröffentlicht würde, anstatt diesen – wie es sich gehört – zunächst für die ‘echte’ Spieleplattform PC zu veröffentlichen? Wie es sein könne, dass Entwickler ihre Zeit mit der Entwicklung von ‘mobile trash’ vergeudeten, anstatt an ‘echten Fortsetzungen’ zu arbeiten.
Wie zuvor bei der Ankündigung von Blizzard, einen Mobile-exklusiven Diablo-Ableger zu veröffentlichen, wurde auch die Ankündigung von Alien Blackout in Hass zerkocht. Als gäbe es auf dem PC einen Mangel an Spielenswertem, der solche Entgleisungen rechtfertigte. Auch eine Begründung jenseits des angestammten Ältestenrechts fehlt in der Scheindiskussion. Bockige, chronisch unzufriedene Kinder mit mehr Freizeit und Taschengeld als ihrer Charakterbildung zuträglich ist. Spacken halt. Leider laute Spacken.
Angesichts dieses toxischen Klimas, wägen Entwickler und Publisher mittlerweile ab, ob sie eine Mobile-first Strategie wagen sollen. Und wenn es sich dabei nur um ein kleines Spielchen handelt, dass auf Mobile maßgeschneidert ist und unter anderer Flagge kaum Beachtung fände. Wer Ärger mit dem Schreihälsen vermeiden möchte, der veröffentlicht erst für ‘echte’ Spieleplattformen. Wohl auch weil Mobile-Gaming in den Augen vieler (den Produkten von King und Playrix und nicht zu letzt Apples App-Store-Politik sei Dank) Synonym mit ‘kurzweilig’, ‘gratis’ und schließlich auch ‘belanglos’ ist.
Wer als Produzent auf Nummer Sicher gehen möchte, der macht man es wie 11 bit Studios (@11bitstudios) und serviert Umsetzungen. Nach einem Jahr Karenzzeit ‘darf’ man es wagen, einen zuvor für andere Plattformen erschienenen Titel zum günstigen Preis in der Zweitverwertung für iOS anzubieten. Aber bitte kleinen exklusiven Inhalt, sondern lediglich eine schnelle Umsetzung mit möglichst wenig Anpassungen – so dass die selbsternannte Elite der Videospieler auch verächtlich herabschauen kann. Und am Ende spielt man dann auf iOS das Gleiche wie auf dem PC und alles ist nicht so schlimm. Bis zum nächsten Versuch, eine große Marke “Mobile first” zu bedienen.