Viel App für nichts? Geld verdienen im App Store (1/2)

Es waren goldene Zeiten für App-Entwickler, als Angebot und Zahl der täglichen Neuerscheinungen im App Store noch überschaubar waren. Ambitionierte Spiele-Entwickler nutzen ihre Freizeit, um ihre Titel im Direktvertrieb über den App Store zu verkaufen. Angesichts zahlenmäßig überschaubarer Konkurrenz war aufwändiges Marketing in den App-Store-Urtagen nicht zwingend nötig, um die eigene App bekannt zu machen. Die Erfolgsformel schien „Je verrückter, desto besser“ zu lauten. Vor allem Hersteller von Scherz-Apps, die iPhones in Furzmaschinen, Ventilatoren und virtuelle Biere verwandelten, verdienten sich in den ersten App-Store-Jahren goldene Nasen.

Steve Demeter, Entwickler des populären Puzzle-Spiels Trism [App Store], gab im November 2008 gegenüber CNN zu Protokoll, dass täglich rund 1.200 iPhone- und iPod-touch-Besitzer seine App zum Preis von 4,99 US-Dollar kauften. Nach zwei Monaten im App Store hatte der damals 29-jährige bereits mehr als 70.000 Apps verkauft. Die rund 350.000 US-Dollar, die Trism in zwei Monaten umsetzte, gingen jedoch nicht allein dem Entwickler zu. Apple behält einen Anteil von 30 Prozent für die Bereitstellung der Infrastruktur ein. Am Ende verblieben so rund 230.000 US-Dollar für Demeter, der vielen als Vorbild diente.

Ein beschämendes Zeugnis für iOS-Nutzer, aber die App iFart Mobile [App Store] von Joel Comm, die auswählbare Pups-Geräusche ausgibt, war weit erfolgreicher als Trism. Nach zwei Tagen im App Store brachte das digitale Furzkissen seinem Entwickler 40.000 US-Dollar ein. In den ersten zwei Wochen nach ihrer Veröffentlichung im Dezember 2008 wurde die App, die Comm zum Preis von 0,99 US-Dollar anbot, 113.865 Mal geladen. Da zudem Persönlichkeiten der amerikanischen Showbranche wie Bill Maher und George Clooney sich als Nutzer der Ulk-App outeten, durfte Comm sich auch später über breites Interesse und stete Einnahmen freuen. In einer im April 2009 veröffentlichten Liste der 25 beliebtesten Apps fand sich die Pupserei auf Platz 16.

Auch Ethan Nicholas verdiente gut im App-Store. Zunächst verkaufte sich seine App iShoot [App Store] zwar mau. Dann veröffentlichte der junge Vater eine Gratis-Version des Spiels, die für die 2,99 US-Dollar teure Vollversion warb. Binnen eines Monat verkaufte sich iShoot so gut, dass Nicholas 600.000 Dollar einnahm. An Spitzentagen brachte ihm seine App 37.000 US- Dollar ein. Er kündigte seine Anstellung als Software-Entwickler bei Sun Microsystems, um sich ganz der App-Entwicklung widmen zu können. Viel Arbeit hat er aber nicht mehr darin investiert – das letzte Update veröffentlichte er im September 2010. Dennoch zeigt die Erfolgsgeschichte von Nicholas, dass auch im Dezember 2009 noch viel Geld im App Store zu holen war.

Zu den weiteren Gewinnern im App-Geschäft zähen fraglos Omgpop. In den ersten fünf Wochen wurde ihre App Draw Something [App Store] rund 20 Millionen Mal geladen. In der sechsten Woche nach der Veröffentlichung wurde das Team aus New York zum Preis von 180 Millionen US-Dollar vom Unternehmen Zynga gekauft. Auch die Macher der App Instagram [App Store], die Fotos einen betagten Anstrich verleiht, ließen sich kaufen: Facebook zahlte für den Dienst die ungeheure Summe von 1.000.000.000 US-Dollar in Geld und Aktien. Die Angry Birds des bis dahin eher erfolglosen finnischen Studios Rovio haben dank Abermillionen zahlender Fans Popkulturgeschichte geschrieben. Im Mutterland der zornigen Vögel eröffnete im April 2012 gar ein Angy-Birds-Freizeitpark.

Als die Geschichten der ersten App-Millionäre die Runde machten, begann der Sturm auf den App Store. Die Aussicht, mit einem schnell programmierten Spiel die Altersrente zu sichern, sorgte für einen App-Boom, den Apple in Pressemitteilungen stetig zelebrierte und kultivierte. Zum Jahresbeginn 2009 zählte Apple 15.000 Apps, zum Jahresende waren es mehr als 100.000. Im Januar 2011 bevölkerten mehr als 350.000 Apps den Store. Für den September 2012 gab Apple bekannt, dass 700.000 Apps verfügbar seinen. Seit dem Start des App Stores im Juli 2008 sind laut Apple mehr als 35 Milliarden Downloads erfolgt. Ein Ende dieses Wachstums ist nicht abzusehen, zumal sich Apples iOS-Geräte weiterhin trotz hoher Preise hervorragend verkaufen.

Dieser Text stammt aus Stromstock iPad Edition 04.2012, ein Quell der Freude, der  kostenlos im iBookstore erhältlich ist. Der zweite Teil folgt morgen…

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




Enter Captcha Here :