It began in Africa! Rund zweieinhalb Jahre lang hat Richard Perrin (@PerrinAshcroft) an seinem bislang größten Spiele-Projekt herumgewerkelt. Bereits im vergangenen Jahr für Mac OS X und Windows veröffentlicht, ist Kairo [App Store] nun auch für iOS erscheinen. Angesichts der langen Entwicklungszeit, die in den Titel geflossen ist, ist der erste Kontakt mit der Spielwelt ernüchternd. Der Spieler findet sich in einer kargen, verlassenen aber weitläufigen dreidimensionalen Welt voller gigantischer Bauwerke wieder. Diese Welt zu erkunden und ihre Rätsel zu lösen, ist Programm.
Die Schlichtheit der Grafik drückt ein wenig auf die Stimmung. Die Spielwelt mutet an, wie mit einem Minecraft-Editor erstellt und wirft den Spieler in der Zeit zurück. Vieles in Kairo erinnert im Positiven an das grandiose Castle Master von Teque Software aus dem Jahr 1990, ein Titel, der einst am Amiga Stunden des Kopfzerbrechens bescherte. So auch bei Kairo. Ohne den Hauch einer Vorgeschichte oder einer Mission wird der Spieler in der leere Welt geworfen, die voller Rätsel steckt, die neue Spiel-Teile erschließen. The Room lässt grüßen, wenngleich von einer grafisch höher gelegenen Ebene.
Bei der Steuerung übertreibt Perrin den Minimalismus: Der Spieler kann die Blick- und Marschrichtung zwar mit dem rechten Daumen frei bestimmen. Bei der Bewegung ist er allerdings auf vor- und zurück tapern beschränkt, das überdies über winzige Taten ausgelöst wird. Dafür entschädigt die atmosphärische Untermalung, die das beklemmende Gefühl, das sich beim Spielen von Kairo schnell einstellt, unterstreicht. Schalter- und Verschieberätsel sind neben Erkundungsgängen das Hauptgericht, das Perrin serviert.
So ist Kairo dann auch spielerisch simpel und ein Kreis schließt sich: Im richtigen Moment auf der richtigen Fliese zu stehen oder rückwärts durch einen Torbogen zu laufen, eröffnet neue Teile der Spielwelt und trägt dazu bei, eine gigantische Maschinerie in Gang zu setzten, wenn alle Puzzleteile ineinandergreifen. Doch in Kairo ist vor allem der Weg das Ziel. Das Erkunden der Spielwelt ist trotz der Schlichtheit und Verlassenheit der Welt ein atmosphärisches Erlebnis – allerdings ein sehr einsames. Allerdings täte Kairo etwas mehr Leben gut, denn selbst Robinson hatte seinen Freitag.
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