Bereits lange vor der Veröffentlichung sorgte Real Racing 3 [App Store] aufgrund beeindruckender Screenshots und Trailer für Aufsehen. Tatsächlich – soviel vorweg – rast es sich auf iOS gegenwärtig nirgends ansehnlicher als im neuen Titel des Studios Firemonkeys (@TheFiremonkeys). Doch weitaus mehr als die Technik findet das Geschäftsmodell von Publisher EA (@EA) Beachtung. Real Racing 3 ist die bis dato aufwändigste Freemium-Produktion für iOS: Der Spieler kann den Titel kostenlos laden und spielen, doch schnell wird klar, dass Sparsamkeit Wartezeit bedeutet.
Real Racing vermittelt ein großartiges Spielerlebnis. Die Grafik stellt die beindruckenden Vorgänger in den Schatten, die Geräusche sind knackig, das Spielgefühl hervorragend – lediglich über die allerdings abschaltbare Dubstep-Untermalung kann man streiten. Wer einen actionreichen Arcade-Racer sucht, wird fündig, wenn er die Fahrsteuerung aktiviert. Auch die Suche nach einer hervorragenden Rennspiel-Simulation hat mit Real Racing 3 ein Ende, denn wer sein Fahrzeug vollständig selbst bedient, hat viel zu tun und viel zu lernen. Die neun Strecken sind abwechslungsreich, der Fuhrpark mit 45 Fahrzeugen üppig. Mehr als 900 Challenges in unterschiedlichen Modi beschäftigen für lange Zeit.
Wann immer während einer Partie eine Internetverbindung besteht, werden via Game Center die Bestzeiten von Freunden eingelesen und diese als virtuelle Teilnehmer in die Rennen eingebunden. Zwar fährt die KI, aber es fühlt sich gut an, einen Bekannten abgehängt und neue Bestzeiten vorgelegt zu haben. Das Fehlen eines echten Mehrspieler-Modus schmerzt aber dennoch, hier hatten die Vorgänger mehr zu bieten. Gravitätlicher noch unterscheidet sich Real Racing 3 von seinen kostenpflichtigen Vorgängern im Spielprinzip. Das Kommando lautet: Auf die Plätze, fertig, Freemium!
Neben den Rennen dreht sich viel um Zeit und Geld. Mit jeder Runde verschleisst der Wagen. Wer den Ölwechsel oder die Wartung von Motor und Bremsen ignoriert, muss billigend in Kauf nehmen, dass sich der Wagen fährt wie eine Seifenkiste und kann sich von guten Platzierungen verabschieden. Die verpflichtende Wartung kommt nach rund einer Viertelstunde Spielzeit und dauert. Wer nicht eine Dreiviertelstunde warten möchte, oder auf einen Zweitwagen ausweichen kann, der muss für den Express-Service bezahlen. Die benötigte In-Game-Währung wird schnell knapp und alsdann lockt der In-App-Kauf.
Wer in den Rennen mithalten möchte, muss in einen teuren Wagen investieren und diesen aufmotzen. Das hierfür einzusetzende Preisgeld – von dem auch Reparaturen zu begleichen sind – wird im weiteren Spielverlauf immer knapper, respektive Preise astronomisch. Wer also hart fährt, zahlt auch hart und spart lang und immer länger. Wer sich weigert, per In-App-Kauf nachzuhelfen und statt dessen immer wieder bereits gewonnene Rennen fährt, um an das Geld zu kommen, der würgt Spielspaß und -fluss langfristig ab. Demonstriert jedoch auch, was seine Zeit wert ist.
Real Racing 3 ist ein blendend aussehender und technisch ausgereifter Racer. Vor allem die universelle Ausrichtung, die Gelegenheitsspieler wie Simulationsfreunde anspricht, begeistert. Die Neigungssteuerung – gewöhnlich eine Option für Masochisten – wirkt analog zur ersten Partie Grand Tourismo auf der Playstation mit einem Dual-Shock-Controller wie eine Offenbarung. Einzig das Fehlen von Mehrspieler-Modus und iCloud-Unterstützung trüben die Freude. Wer Lust auf eine kostenlose Probefahrt hat, sollte sich unbedingt hinter das Lenkrad klemmen – sich allerdings gewahr sein, dass anhaltende Spielfreude als In-App-Kauf erworben werden muss.
Rating:
http://www.youtube.com/watch?v=tiHJgr8OZos