Just wenn man denkt, man habe alles gesehen, da kommen eine Handvoll Schweizer um die Ecke und präsentieren etwas Neues. So geschehen mit Drei [App Store] der Entwickler um Christian Etter (@etterstudio). Durch die ersten Spielstufen erscheint der Titel als eine gewöhnliche Bauklötzchen-Puzzelei, bei der Spieler Objekte miteinander kombinieren und aufeinander balancieren müssen, um einen Zielpunkt zu erreichen. Doch ab der zwölften Spielstufe wird die Stapelei unlösbar – wenn man nicht die Hilfe Unbekannter annimmt.
Jede Spielstufe besteht aus einem bildschirmgroßen schmucklosen Raum, in dem Würfel, Rollen und andere geometrische Objekt herumliegen. Durch Tippen auf den Bildschirm dirigiert der Spieler das Schweben eines farbenfrohen, pulsierenden Quallenwesens, das mit seinen Tentakeln die an Holzbausteine erinnernden Objekte aufheben und ablegen und diese so zu mehr oder minder stabilen Konstruktionen auftürmen kann. Im Spielverlauf kommen Scheußlichkeiten wie Schwerkraftfelder hinzu, die der Erreichung des hochgelegenen Zielpunktes hinderlich sind.
Doch was tun, wenn die Objekte aufgrund ihrer Masse zu schwer sind, als dass der Spieler sie selbsttätig bewegen könnte? Selbst wenn die Lösung eines Rätsels offensichtlich ist, scheitert der Spieler in vielen Spielstufen an seiner Kraftlosigkeit – bis unverhofft ein oder zwei hilfsbereite Mitspieler auftauchen, die ebenfalls gerade Drei spielen. Mehrere Quallen heben mehr als eine und durch weitgehend wortlose Kommunikation – lediglich vier Phrasen in immerhin 18 Sprachen sehen zur Verfügung – sind Spieler darauf angewiesen, einander zu helfen.
Ist die Sprachlosigkeit des Titels anfangs hinderlich, wird diese schließlich reizvoll; Mitspieler lediglich begrüßen und sich bei ihnen bedanken und von ihnen verabschieden zu können sorgt für eine erzwungenen Höflichkeit – die bei der Online-Kommunikation mit Fremden meist eher die Ausnahme denn die Regel ist. Die schlichte Grafik erinnert an die Titel von Vektorpark. Die Mischung aus Spiel und Experiment an kunstvolle Apps wie konsonant. Drei ist ein wundervoll frischer Titel an der Grenze zur Kunstinstallation, der für das iPad maßgeschneidert ist.
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http://www.youtube.com/watch?v=ok8j_FXdeRg