Stumpfsinniger kann eine Beschäftigung kaum sein: Den lieben langen Tag vor einer Kiste mit einem Knopf sitzen und dafür sorgen, dass dieser nicht gedrückt wird. Warum der verlockend rote Taster nicht berührt werden soll, darüber gibt es keine Instruktionen, als der Wachmann den Spieler zu Beginn von Please, Don’t Touch Anything [App Store] bittet ihn zu vertreten. Aber zumindest die Spieler, die der Versuchung nicht widerstehen können, erfahren alsbald, was sich Four Quarters und Bulkypix (@bulkypix) für den Fall der Fälle ausgedacht haben.
Die mittelbare Folge des Knopfdrucks ist die Atomisierung einer Stadt. Die Lehre: Wer nicht gehorcht, wird bestraft. Wer hingegen brav abwartet, bis der Wachmann von seinem Pinkelpause zurückkehrt, wird von seiner Aufgabe mit vielem Dank entbunden. Diese zwei Enden bekommen wohl alle Spieler zu sehen, Verrückteres bedarf Aufmerksamkeit und Forscherdrang. Die karge und überschaubare, an Papers, please erinnernde Szenerie hat es in sich, wenn man denn den rätselhaft verschlossenen Zugang findet.
Wer die Spielfläche absucht, entdeckt Werkzeug, schraubt Panele ab und offenbart mit der Schwarzlichtlampe zuvor unsichtbare Botschaften. Jedes Detail kann wichtig sein, eine unauffällige Schmiererei entpuppt sich als Morsecode, selbst wer sich verzweifelt mit dem dem Hammer daran macht die Konsole zu zerlegen, eröffnet sich neue Verästelungen und Spielausgänge. Die kryptische Rätselei erinnert stark an The Guides, stellt den Spieler allerdings nicht vor Sprachbarrieren.
Please, Don’t Touch Anything entstand auf einem Game Jam und man merkt dem Titel stets an, dass die Entwickler auf den Gedanken der Beschränkung aufgebaut haben. Doch das schadet dem Spielerlebnis nicht. Im Gegenteil. Please, Don’t Touch Anything scheint nach wenig, unterhält aber – die entsprechenden Hartnäckigkeit vorausgesetzt – gut, steckt voller Witz und Anspielungen auf andere Titel wie The Stanley Parable, mit dem es durch den Nimbus des Nicht-Spiels verbunden ist.
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https://youtu.be/6x_ZsROd8jc