In vielerlei Hinsicht war Baldur’s Gate bei seinem Erscheinen im Jahr 1998 ein Meilenstein. Zusammen mit Diablo sorgte der Titel von BioWare für eine Wiederbelebung des damals vor sich hin siechenden Rollenspiel-Genres und begeisterte Spieler vor allem durch die nicht-lineare Handlung. Nach 15 Jahren dürfen Spieler sich in Baldur’s Gate Enhanced Edition [App Store] erneut auf eine Reise durch Faerûn machen. Noch immer basiert der Titel auf der Infinity-Engine, allerdings haben Overhaul Games (@OverhaulGames) die Grafik auf den Stand der Zeit gebracht und das Schwertküsten Add-On sowie neue Charaktere mit eingeschlossen. An die Schwerter und los.
Vor den Spielspaß in den vergessenen Reichen haben Overhaul ein Tutorial gesetzt, das einem alle Freude verleiten kann. In einem wortreichen und staubtrockenen Vorspiel lernen Spieler alle grundsätzlichen Operationen sowie mit den zahllosen Bedienungselementen umzugehen, die den linken Bildschirmrand säumen. Grundsätzlich hätte man den Spieler auch mit einem langen PDF allein lassen können, so lieblos spulen die Figuren ihre endlos erscheinenden Texte und das Regelwerk ab. Grundsätzlich mutet die Textlastigkeit des Spiels, die sich durch den gesamten Titel zieht, nach 15 Jahren archaisch an.
Nach dem Erschaffen des Helden aus einer vielfältigen Auswahl von Optionen – alternativ kann man einen bereitgestellten Helden steuern – geht es in die Welt. Der Recke und später auch die ganze Gefolgschaft, werden mit Tippgesten durch die stufenlos zoombare Landschaft gesteuert, die in der höchste Detailstufe allerdings arg pixelig wirkt, aber kein Vergleich ist zur heute unerträglichen 640-x-480-Pixel-Auflösung des Originals. Strukturell bietet Baldur’s Gate aus heutiger Sicht Hausmannskost: Kämpfe in Echtzeit, Erfahrungspunkte sammeln, Ausrüstung und Gegenstände auf die Mannschaft verteilen. Alles was Rollenspieler brauchen.
Wovon der Titel lebt, ist die AD&D-Mythologie mit ihrer reichen verwobenen Folklore: Die Spielfigur ist ein Nachfahre von Bhaal, dem Gott des Mordes. Ebenso Halbbruder und Gegenspieler Sarevok, mit dem ein blutiger Streit um die Nachfolge Bhaals ausgetragen wird. So geht es verworren intrigant durch die weitläufige Welt. Trotz betagt anmutender Grafik ist das Abenteuer durchgängig atmosphärisch, nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen hochwertigen Sprachsamples, die allerdings auch den Speicherbedarf des Titels nah an die unrühmliche 2-GB-Grenze treiben.
Als freundliche Dreigabe dürfen sich Spieler allein oder im Multiplayer-Modus zusammen mit anderen durch The Black Pits kämpfen. Insgesamt muss die Heldentruppe hier 15 Kämpfe in Arenen überstehen, um den Weg in die Freiheit zu finden. Leider jedoch hat man auf Game-Center-Integration für das Matchmaking verzichtet und der Aufbau einer Mehrspieler-Partie mutet ungewohnt umständlich an. Dieser Eindruck des Umständlichen und Unfertigen zieht sich durch das gesamte Spielerlebnis: Baldur’s Gate ist eine etwas zu originalgetreue, die die Möglichkeiten und Gegebenheit des iPads zu wenig berücksichtigt.
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http://www.youtube.com/watch?v=TR08E8ox5ZI