Test: Titan Quest (Video)

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Die Konvertierungswerkstatt DotEmu (@dotemu) hat einen weiteren PC-Klassiker auf iOS portiert. Bereits 2015 angekündigt, ist das vor zehn Jahren von Iron Lore Entertainment entwickelte martialische Helden-Epos Titan Quest [App Store] nun auf dem iPad spielbar. In der mythologischen Antike fordern die monströsen Titanen von den Göttern ihren Platz im Rampenlicht der Geschichte und wollen die Welt an sich reißen. Der Sandalen tragende Spieler schnetzelt und metzelt sich in drei Akten durch das antike Griechenland, Ägypten und Asien, um die aufständischen Kreaturen in die Schranken zu weisen.

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Die isometrische, zoombare Perspektive auf das Geschehen und das mythologische Setting erinnern an die Age-of-Empire-Serie und tatsächlich verantwortete Brian Sullivan, der an Microsofts Studios Echtzeitstrategie-Saga mitwirkte, ursprünglich auch die Produktion von Titan Quest. Der Fokus des Titels aus dem Jahr 2006 liegt klar auf Action, wobei Rollenspiel-Elemente für spielerische Tiefe sorgen sollen. Garniert mit Unmengen von Beute ergibt sich ein wohl bekanntes und bewährtes Rezept. So lässt sich Titan Quest dann auch am besten als Diablo in der mythischen Antike beschreiben.

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Die Steuerung des Helden erfolgt über einen virtuellen Joystick. Eine virtuelle Taste in der rechten unteren Bildschirmecke lässt die Spielfigur – je nach situativem Kontext – unter anderem Attacken ausführen, Gegenstände einsammeln und mit anderen Spielfiguren sprechen. In dieser Mehrfach-Belegung liegt eine der größten Schwächen des Titels, die wohl auch die Entwickler sehen. Daher lässt sich das Einsammeln von Beute abschalten, um zu verhindern, dass der Held mitten in einer Schlacht lieber Beute macht, als aufzuschlitzen. Bisweilen hat er dennoch Lust, mitten im Kampf eine Truhe zu öffnen.

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Das Inventar des Recken ist beschränkt und muss vom Spieler verwaltet werden; ein Relikt der älteren Spiele-Generation – moderne Aktion-RPGs wie Crashlands nehmen dem Spieler diese lästige und den Spielfluss immer wieder unterbrechende Aufgabe ab. In Kämpfen gewonnene Erfahrungspunkte verteilt der Spieler einerseits auf Eigenschaften der Spielfigur. Zudem ist es möglich, dieser bestimmte Fähigkeiten beizubringen und so beispielsweise Kampfkunst oder magischen Fähigkeiten den Vorrang zu geben. So geht es dann metzelnd, Beute machend und das selbst verbessernd durch die Welt.

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Grafisch ist Titan Quest ein Fest. Wenn man per Spreizgeste an das Geschehen zoomt, wiegen Grashalme im Wind und die einem Ray-Harryhausen-Film entsprungene Gegnerschar kommt mit all ihren Details bestens zur Geltung. Leider ist diese Nahsicht die meiste Spielzeit über nicht praktikabel, denn die Schönheit geht auf Kosten der Weit- und Übersicht. Doch auch aus der Ferne weiß die Spielwelt mit ihren weiten Landschaften und der atmosphärischen Geräuschkulisse zu gefallen. Der Spielverlauf ist allerdings weitgehend linear, der Spieler hangelt sich von Auftrag zu mörderischem Auftrag.

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DotEmu haben alles gegeben, doch man merkt Titan Quest immer wieder an, dass es sich (lediglich) um die Umsetzung eines zehn Jahre alten PC-Hits handelt. Vor allem die Verwaltung des Inventars schreit nach einem großen Bildschirm oder einer Automatisierung, der Ressourcen-Hunger saugt ordentlich am Akku, es kommt in bevölkerten Situationen immer wieder zu Rucklern, zu kleine Textkästen verdecken wichtige Teile des Spielgeschehen und die Steuerung hakt bisweilen. Doch bar der vielen Kritik gehört Titan Quest neben nach Crashlands und dem leider nicht mehr erhältlichen ORC Revenge zu den besten Vertretern des Genres.

Rating: ★★★★☆ 

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https://youtu.be/7k0pOjKM8Zw