Test: Linn – Path of Orchards (Video)


Die Beine baumeln lassend träumt die Tempelwächterin Aban vor sich. Ein vorbeifliegender Stern scheucht sie aus dem süßen Nichtstun auf und erinnert sie an ihre Mission: Sie soll im Himmelstempel Fragmente von Sternen sammeln, um den Baum des Lichts wiederzubeleben. Allerdings entpuppt sich das weitläufige Heiligtum als statisch von zumindest fragwürdiger Stabilität. Linn: Path of Orchards [App Store] von Fanoos Games (@linn_indiegame) und Crescent Moon Games (@CM_Games) strahlt bezaubernde Leichtigkeit aus, entpuppt sich aber schnell als puzzliger Plattformer.


Linn – Path of Orchards ist ein Wolf im Schafspelz. Die pastellfarbene Kulisse, wallende Accessoires und geschmeidige Animation der Heldin sowie die dezente Untermalung verweisen auf Monument Valley. Tatsächlich aber ist hier schließlich ähnlich viel Geschick gefragt wie in Dandara, von dem der Titel sich die Steuerung entlehnt. Durch Wischgesten scheucht man Aban nach links, rechts oder in Luft. Schwebend kann die gute zwei weitere Aktionen ausführen, bevor sie hilflos zu Boden oder besser: in das tödliche Nichts stürzt.


Das passiert auf dem Weg zum rettenden Ausgang der jeweils etwa bildschirmgroßen Spielstufen häufig, denn diese sind drehbar um eine Achse gelagert, sodass Alban regelmäßig den Boden unter Füßen verliert und in der Luft Wasser treten muss, bis sich die Ebene wieder in passende Position gebracht hat. Neben dem Erreichen des Ausgangs sollen Sekundärziele den Spieler bei Laune halten. Neben dem Einsammeln von Fragmenten oder dem sogenannten Elder Shard gilt es, möglichst wenig Wischgesten zu verwenden oder möglichst viel Zeit mit Boden unter den Füßen zu verbringen.


Sukzessive führt der Titel weitere Spielemente ein; beispielsweise Portale, die Aban nach dem Hineinfallen an anderer Stelle wieder freigeben oder Fugen, in denen sich die Levelachse bewegt. Bald zeigt sich dann, dass Linn – Path of Orchards mehr Puzzle als Plattformer ist. Nur wer die Drehmuster und Warpfolgen durchschaut, kann den Weg erkennen der zum Ausgang führt. Dann gilt es herauszufinden, diesen Wischend zu nehmen, wobei die Steuerung nicht immer – und vor allem bei hektischen Eingaben – so regiert, wie man sich das wünscht. Es gilt eben präzise zu Wischen.


Auch der Schwierigkeitsgrad ist unberechenbar. Auf Stufen, die ein Dutzend Anläufe bedürfen, folgen kinderleichte Abschnitte, die man im ersten Versuch absolviert. Zudem hält sich der Titel mit Erklärungen bedeckt, die Hintergrundgeschichte muss man der App-Beschreibung im Store entnehmen, nur durch Zufall findet man heraus, dass man die Spielstufen schneller neu starten kann, indem man auf die Achse tippt. Ein wenig mehr Feinschliff, hätte dem durchaus ansprechenden Genre-Mix Mix gut getan.

Rating: ★★★½☆ 

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https://youtu.be/LGWk-MucAkM