Test: Sometimes you die (Video)

Sometimes You Die 01
Um sich intensiv mit existenziellen Fragen auseinanderzusetzen, bedarf es keiner Bombast-Grafik. Häufig ist ein Effekt-Spektakel, das Aufmerksamkeit auf sich lenkt, der Auseinandersetzung mit großen Fragen gar abträglich. Welchen Spieler hat der realistische Kugelhagel in Modern Combat 5 Blackout zum Nachdenken darüber angeregt, was die Kugeln aus den Läufen der automatischen Waffen anrichten? Eben! Reduktion und der Bruch mit der Konvention, die Irritation des Spielers, können einen effektiveren Zugang schaffen. Diesen Weg wählt Entwickler Philipp Stollenmayer (@kamibox_ph) mit Sometimes you die [App Store].

Sometimes You Die 02
Augenscheinlich gibt sich der Titel unansehnlich. Wie in Thomas Was Alone ist das Spielgeschehen fast vollständig auf Platzhalter-Grafiken reduziert: Die Spielfigur besteht aus lediglich einem Klötzchen, auf dem eine spitze Klammer prangt. Diese verweist auch auf die Orientierung. Mittels zweier Pfeiltasten am unteren Bildschirmrand wird die geometrische Form bewegt, ein Tipp in die rechte Bildschirm-Hemisphäre lässt den Würfel springen. Das ist sehr wenig, aber was braucht es mehr für einen Plattformer als einen Protagonisten und Plattformen?

Sometimes You Die 03
Im fahlen Schein von Glühbirnen macht sich der Spieler vor einem Hintergrund aus Wortgewirr ans Werk. Das konventionelle Gehüpfe läuft Gefahr den Spieler zu langweilen, bis es offenkundig nicht weiter geht. Die goldene Regel des Game-Designs wird verletzt, der Spieler kann einen Abgrund nicht überwinden, ohne ein Leben zu verlieren. Doch bei dem ärgerlichen und zum Scheitern verurteilten Versuch die offensichtlich tödliche Stelle dennoch zu überwinden, offenbart sich eine weitere Ebene der Spielmechanik: Das Leben ist zwar verloren, doch die verlorene Spielfigur wird zur Plattform und eröffnet einen Ausweg.

Sometimes You Die 04
In der Folge wird hemmungslos gestorben um sich den Weg über Stachelgruben und tödliche Sägen zu bahnen. Leichen pflastern den Weg, kein Fortschritt ohne Tod, der in Videospielen nichts bedeutet – zumal in Sometimes You Die die Spielstufen nur bildschirmgroß sind. Im Spielverlauf kippt Stollenmayer ein Füllhorn origineller Ideen über dem Spieler aus, hinterfragt Spielmechaniken und Monetarisierungs-Modelle. Der einzige Makel, den man Sometimes You Die attestieren kann, ist, dass das große Vergnügen zu schnell vorbei ist.

Rating: ★★★★½ 

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https://youtu.be/i-AARqzOvBw