Zweifelsfrei ist lebenslanges Lernen eine ganz tolle Angelegenheit. Wie man am besten lernt, darüber streiten sich Pädagogen und Psychologen. Marcel-André Casasola Merkle (@zeitweise) setzt bei Rules! [App Store] auf die klassische Methode: Die Peitsche. Wer nicht schnell genug lernt, wer unter Zeitdruck nicht bereits Gelerntes reproduziert, der fängt wieder von vorne an. Der liebevoll gestaltete und gnadenlose Titel segelt unter dem Banner von The Coding Monkeys (@codingmonkeys) und fordert gleichermaßen Auffassungsgabe und Kurzzeitgedächtnis. Hefte raus, Klassenarbeit!
Die Grundidee – und in vorbildlicher Art auch die Vermittlung – ist einfach. Auf einer Matrix aus vier mal vier Feldern liegen quadratische Kacheln mit farbigen Motiven und Zahlenwerten. Ziel ist es, in jeder Runde diese möglichst schnell und möglichst fehlerfrei abzudecken. Hier kommen die namensgebenden Regeln ins Spiel. Diese bestimmen unter anderem, ungerade oder grüne Karten zu entfernen, oder solche auf denen ein Monster zu sehen ist. In jeder Spielrunde kommt eine neue Regel hinzu und diese müssen von neu nach alt abgearbeitet werden.
Tückisch ist dabei, dass einmal dargelegte Regeln nicht nochmals erklärt werden. Wie bei MBs in den 1980er Jahren populärem Gedächtnisspiel Senso heisst es auswendig lernen, denn wenn das Gedächtnis versagt – wenn man nicht erinnert, was Regel drei verlangt – ist das Spielende abzusehen. Regeln und Karten bleiben immerfort die gleichen, so dass sich durch stete Wiederholung ein Lerneffekt einschleift. Alle zehn Stufen erreicht der Spieler ein Plateau; insgesamt warten 100 Spielstufen. Die Anmutung ist lieblich, Spielmechanik und Regelwerk ähnlich makellos wie bei Threes, das Entwickler Merkle augenfällig stark inspiriert hat.
Wie viel Lustgewinn Spieler aus Rules! ziehen, hängt in erster Linie von Persönlichkeitseigenschaften ab. Ehrgeizige Spieler, die eine Bestrafung als Herausforderung und Ansporn verstehen können, versenken am ersten Spieltag jede freie Minute. Wer einen entspannten Zeitvertreib sucht, merkt schnell, dass Rules!, ähnlich wie Perfect Paths, viel fordert, bevor es belohnende Erfolgserlebnisse zurückgibt. Die Lernkurve ist steil, Erfolgserlebnisse stellen sich schnell ein, doch auf lange Sicht kassiert die Schwierigkeit des Spiels den Charme der Einfachheit des Spielprinzips.
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